Virtual Reality (VR) und 360° Videos haben das Potential, die journalistische Arbeit zu bereichern und zu verändern. Die Technologien erlauben eine bisher unerreichbare Tiefe der emotionalen Immersion, stellen aber auch ganz neue Anforderungen an das journalistische Storytelling. Eindrucksvolle Beispiele der New York Times, des Guardian oder – aus Österreich – der Wiener Zeitung beginnen die journalistischen Möglichkeiten dieses neuen Mediums auszuloten. Probleme wie Motion Sickness und Unschärfe sind, zieht man den rasanten technischen Fortschritt bei Aufzeichnungs- und Ausgabegeräten in Betracht, vermutlich ein temporäres Phänomen.
Als Nachrichtenagentur ist die Auseinandersetzung mit Virtual und Augmented Reality (AR) aus mehreren Blickwinkeln interessant. Einerseits kann die klassische Informationsvermittlung in der journalistischen Berichterstattung angereichert werden, andererseits stellt sich die Frage nach der Monetarisierung von VR/AR-Content.
Derzeit ist die Einstiegshürde in die VR sehr hoch. Gute Headsets und die dazugehörigen Rechner (zB Oculus Rift, HTC Vive) sind teuer, das Investment beträgt schnell 2.000 Euro. Mobile Endgeräte (zB Apple AR Kit, Google Cardboard, Samsung Gear VR) sind zwar deutlich günstiger, der Qualitätsunterschied ist jedoch enorm.
Im APA-medialab haben wir erste Gehversuche mit VR gemacht und es mit den Themen Gamification und Trusted Content verheiratet. Dabei herausgekommen ist ein VR-NewsGame, das den User in den virtuellen Newsroom der APA versetzt. Dort gilt es durch Navigieren mit der VR-Brille aus einer Reihe an Meldungen Fake News zu entlarven. Der APA-medialab Prototyp wurde mit React-VR (Facebook) programmiert und wurde als Showcase während des GEN-Summits und der Medientage gezeigt.
Es sieht so aus, als stünde der immersive Journalismus erst am Anfang. Für den prognostizierten Durchbruch von VR am Massenmarkt fehlt vermutlich eine „Killer-App“. Es ist aber davon auszugehen, dass vor allem AR im Alltag bald gängiger Standard sein wird. Die Forschung zeigt bereits heute: Der Einsatz von VR im Journalismus kann durchaus informativ sein, wenn es um den räumlichen Eindruck geht. Grundvoraussetzung dafür ist jedoch das Konzipieren neuer Erzählformen. An die Stelle des linearen Berichts tritt der vom Nutzer selbst erzeugte sphärische Eindruck.